Meerbusch (RP)Sie sind modern, selbstständig – und
lieben das Schützenbrauchtum: Die Frauen im Hofstaat von König Peter Gröters
XII. sind die starken Schwestern zwischen lauter Brüdern.
Um viertel nach fünf hat Marianne Gröters ohne zu jammern den
Wecker ausgestellt und ist aufgestanden. Denn heute ist die große Parade – und
dafür muss sich die Büdericher Schützenkönigin zurecht machen. Ein
Styling-Marathon: Die 47-Jährige hat sich ein schwarzes langes Kleid mit weißem
Muster auf dem Oberteil für diesen Tag ausgesucht, eines von zwei langen
Kleidern, die sie extra für das Schützenfest gekauft hat. „Dazu kommt noch ein
Kostüm“, erzählt sie. „Ich mag es gern festlich.“
Es ist mittags, kurz vor Beginn der Parade. Die Sonne knallt, 28
Grad. Obwohl die Grundschullehrerin schon seit neun Stunden auf den Beinen ist,
sieht sie gelassen aus. Parade, Umzug und einen langen Abend im Festzelt hat sie
heute noch vor sich. „Es ist heiß, aber da müssen wir jetzt durch“, sagt sie.
Jammern gilt nicht. Sonnencreme mit Lichtschutzfaktor 30, das muss reichen.
„Ohne Frauen gäbe es doch gar kein Schützenfest“, meint Marianne
Gröters. Und Grundschullehrerin Helga Klein sagt kurz darauf das gleiche. Um
sechs Uhr haben die Frauen angefangen Brötchen für 600 Leute zu schmieren und
den Kaffee gekocht. Ohne ihren Beitrag im Hintergrund würde das ganze Fest nicht
laufen, meinen sie. Und noch dazu bringen sie erst den Glanz und den Glamour in
das Brauchtum.
Nach dem Gottesdienst am Morgen ging es deshalb ohne Pause
weiter: Erst zum Frisör, dann zum Schminken. Nur Petra Millen hat sich lieber
selbst zurecht gemacht. „Ich versuche, so natürlich wie möglich zu bleiben“,
sagt die 41-Jährige. Die selbstständige Geschäftsführerin eines
Handwerksbetriebes trägt im Alltag eher Hosen – für das Schützenfest hat sie
sich zwei Kleider gekauft. „Aber nicht zu teuer.“ Auf hohe Schuhe verzichtet sie
bei dem langen Umzug durch den Stadtteil, dafür ist Millen zu praktisch.
„Trotzdem habe ich sicherheitshalber Blasenpflaster eingepackt“, sagt sie. „Man
muss gut ausgerüstet sein.“ Jammern gilt schließlich nicht.
Beim Büdericher Schützenfest setzt sich der weibliche Hofstaat um die Königin
Marianne Gröters aus den Hofdamen und den Ehrendamen zusammen.
Die Hofdamen sind die Frauen der Minister.
Zu den Ehrendamen werden in der Regel die Töchter der Minister ernannt.
Für das Schützenfest zieht sie gern mal ein Kleid an. Sie hat
sich für ein gelbe Robe mit Jäckchen entschieden. Auch die beiden Hofdamen
Christiane Baumeister und Helga Klein tragen gern ihre aufwändig bestickten
langen Kleider. Wie teuer die waren, verraten sie nicht. „Aber man sieht den
Kleidern den Preis doch an“, meint Baumeister und zeigt auf die feine
Perlenstickarbeit an ihren Kleidern.
Dann geht es endlich los. Die Parade, der Umzug – und auch
danach lassen sie sich Erschöpfung nicht anmerken. Trotz des Fußmarsches in
teilweise hochhackigen, spitzen Schuhen. „Die Füße brennen, aber sonst läuft es
super“, sagt Gröters. Jammern gilt nicht.
Aufwändig gestylt in festlicher Garderobe warten die Königin,
Hofdamen und Ehrendamen darauf, dass der Umzug endlich
losgeht.